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Wenig Zeit für heikles Thema

Der erstmalige Auftritt der Sterbehilfeorganisation Exit an der Muba hat auch beim Publikum am Eröffnungstag kontroverse Reaktionen ausgelöst. Das Interesse war gross, sowohl am Stand als auch beim – angesichts des Themas viel zu kurz ausgefallenen – Podium auf der Medienbühne. «Was hat denn Exit überhaupt an der Muba zu suchen?», fragte Gesprächsleiterin Katja Reichensteiner stellvertretend für die kritischen Stimmen.

Es war ein Steilpass für Saskia Frei, Präsidentin Exit Deutsche Schweiz, die nun darauf hinweisen konnte, dass es die Muba gewesen war, die sich an Exit gewandt hatte. Exit sei zum Schluss gekommen, dass das Inkrafttreten des neuen Bundesgesetzes zum Erwachsenenschutzrecht mit einer gesamt­schweizerischen Regelung der Patientenverfügung ein guter Anlass sei, um die breite Öffentlichkeit über die von Exit angebotene Patientenverfügung zu informieren.

Elisabeth Augstburger, EVP-Landrätin und Liestaler Einwohnerrätin, kann sich zwar vorstellen, eine Patientenverfügung auszufüllen, sie möchte dies aber mit Begleitung eines Arztes tun und nicht einfach eine Vorlage aus dem Internet herunterladen. «Wäre es nicht sinnvoll, dass ein Arzt mitunterzeichnen würde?», fragte sie die Exit-Präsidentin. Immerhin gehe es um Leben und Tod. «Ist ein Arzt mehr wert als Sie?», fragte Saskia Frei zurück. Ein Begleitbrief eines Arztes sei möglich, für die Qualität der Patientenverfügung aber keine Voraussetzung. Das Formular der Exit-Patientenverfügung gibt es nicht zum Herunterladen, sondern es ist nur für Mitglieder erhältlich.

 

Sterbehilfe nur bei Urteilsfähigen

Und was, wenn sich die persönliche Einstellung mit den Jahren ändert? «Bin ich nicht fast eine Gefangene der Patientenverfügung?», fragte die EVP-Landrätin. Exit empfiehlt neben einer Werteerklärung, die dem Arzt und den Vertrauenspersonen hilft, die Patientenverfügung alle zwei, drei Jahre zu aktualisieren. Die Exit-Präsidentin betonte auch, dass die Patientenverfügung nur für den Fall gelte, dass eine Person nicht mehr in der Lage sei, selber ihren Willen kundzutun, und könne keine Anweisungen für aktive Sterbehilfe beinhalten. Sterbebegleitung sei nur dann ein Thema, wenn der Betroffene noch selber handeln könne und urteilsfähig sei.

Für Fragen aus dem Publikum reichte die Zeit nicht mehr; eingequetscht zwischen zwei Modeschaublöcken stand für das Podium nur eine knappe halbe Stunde zur Verfügung.

 

Weitere Veranstaltungen zum Thema Exit: Dienstag, 26. Februar, 14.45 Uhr: Gespräch auf der Medienbühne der Muba (Halle 2.1) mit Bernhard Sutter (Vizepräsident Exit) und Lukas Kundert (Kirchenratspräsident der evangelisch-reformierten Kirche BS). Dienstag 26. Februar, 20 bis 22 Uhr, Podium im Volkshaus, Rebgasse 12–14, mit Marion Schafroth, Ärztin, Stadträtin Liestal und Vorstandsmitglied Exit; Bernhard Sutter, Therese Stillhard (Spitalseelsorgerin), Daniel Gelzer (Hausarzt), Peter Lack (Medizinethiker); Leitung: Xaver Pfister (Theologe).

 

Von Regula Vogt-Kohler, BaZ 230213